Aiparan

20803

die macht des feuers ist besiegt

im geistertanz bezwungen durch

die mitglieder des hohen rats

vom kupfernen kessel

die da weilten für kurze zeit

in der mark der tapferen

die zuflucht bot

den letzten vom stamme

des feuerwassers

und dies geschah kurz vorm umbruch

nachdem hugin und munin

zum zweiten mal verschwanden

grau der eine

und rosa der andre

20805

zeit vergeht und kommt nicht wieder

leben in erinnerung

schwingt im klang der alten lieder

und verweht in dämmerung

20809

ein gedicht geht nie zu ende

eher endet das papier

dies gedicht sprengt alle bände

es heißt leben jetzt und hier

20816

für hehre worte

und liebesgedanken

gebrichts mir an zeit

sie ist schon am wanken

20817

sitze nackt und schneidrig hier

auf dem sofa warm und weich

starre stier auf mein papier

worte find ich nicht sogleich

zu beschreiben dich du sinnbild

aufgewühlter wassermassen

ist so schwer wie der versuch

eignes fühlen zu erfassen

ich weiß nur ich möcht dir nah sein

deine blutdruckpumpe spüren

leise dringen in dich ein

um mich völlig zu verlieren

unpoetisch ist das leben

weshalb den versuch erst machen

drum werd ich mich jetzt erheben

über meine dummheit lachen

20818

nachtschwanger bleischwer

liegt mein kopf

im vor mir liegenden angesicht

zweiundsechzig nahm mein vater mich mit

hinunter zum hafen

draußen heult friedlich der orkan

meine gedanken legen sich zusammen

wie man briefe faltet

ein buch zusammenklappt

ein anflug von erkältung vielleicht

vielleicht

was für ein wort

wirr wandert im ungewissen der traum

wie das yüan yu es sagt

und ich denke an dich

und doch nur an mich

ich ärger mich übers dezimalsystem

und dass der stellen so wenig

ringelnatz gefällt mir

doch schreibst du mir keine

mach selbst ich die widmung

20819

freue dich

oder darf man so glücklich nicht sein

20820

der tod ist unmoralisch

20822

dreck am stecken

weiße weste

an den fingern

noch die reste

von dem menschenfraße kleben

wie lang solls noch überleben

21003

auf dem teiche dicke fläche

festen eises sicher tragend

machte ich zur sitzbank mir

gleich daneben viele andre

unbekannte

vor mir eine lehrperson

was sie sagte wusst ich schon

dreht sich um die wohnungsfrage

allgemein sich das gespräch

fällt mir plötzlich siedend ein

jenes längst verlorne bild

an dem ufer des teiches

führt eine öffnung ins innre der erde

unten rechts ins graue leere

führt der weg ins mittelalter

folterkammer

links wirds heimelig

hinter einer kleinen tür

winzger raum und dürftge pritsche

21004

tönendes glas

kristallnes eis

nach der flut

sandsturm im winter

21007

des asketen reinstes kleid

bildet die bescheidenheit

21008

der du eier legst über dem wasser

großer gott der steine rollt

du bist der samen der ursprung

mutterleib des weltenmeeres

feuriger geist und vater

wasserspender und sonne zugleich

bist die weithin belebende luft

erzeuger der welt und mann im mond

21009

als seele bist du sohn und tochter

des heiligen gebirges wie auch jenes viereck

der geist der erde das wasser des lebens

aus luft und wind sind himmel und meer

in dir vereint

21010

großer erdgott steinewürfler

deine hand bedeutet herrschaft

vater des seins begründer des opfers

du bist auch die heilige flamme

vater des himmels mutter der sonne

21011

großer himmel

wasser und sonne

du bist auch der mond

und die kraft

der weiblichen scham

sowie der penis

atem und gebärmutter

brennende gottheit

herrin der sengenden sonne

erde und feuer

wasser schließlich

und abermals mond

21012

seele des äthers hoher stern

ackerfurche gott der liebe

königin in luftgen gefilden

herrin der sonne mutterleib

großer gott und mutter des himmels

21013

himmelswasser

sonnenfeuer

auch der mütterliche samen

großer vaterfeuergeist

mutter aller seen und flüsse

auch das irdsche feuer hier

sowie vater geist und seele

des organs der zeugungskraft

21014

alleinheit

du streckst aus die hände

sohn des herrschers

über alle welt

21015

noch immer brütet er über dem meere

himmelwärtsschwebender sonnenträger

mutter des wassers der sonne

auch irdschen wassers und des mondes

weiterhin der große penis

der mutter des himmels der sonne

und gott des gleißenden lichtes

21016

sohn auch vater

des lebens des seins

aufgerichtetes riesengebirge

geist der luftgen elemente

der mütterlichen ursubstanz

mutter im mond bist du

21017

es ist kühl

ich gehe an alten kanälen

und wassergefüllten gräben vorbei

ins unbekannte

springe manchmal hinein

die haut zu benetzen

und wollüstig die eine

oder andere runde zu drehen

komme so schließlich

auch zur badeanstalt

trotz des winterlichen wetters

geöffnet

es ist immer dasselbe

eintritt lassen sie einen zahlen

aber dann heißts warten

weil das ganze personal

mit dem schiff

und den schulkindern

umherschwimmt

als wir dann zu viert sind

darunter einer

der sich weigerte

die formulare auszufüllen

die zum aufbewahren

der sachen erforderlich sind

brachen wir durch die schranke

und gingen einfach selbst

hinunter zum wasser

das schiff fuhr grade ab

und bald hatten wir

das ganze becken für uns

das wasser kam mir warm vor

und ich konnte kaum genug bekommen

des plantschens

bis

ich weiß nicht wie

in einer phase des rückenliegens

mein geist entfloh

warm wie die wogen

umfing mich der schlaf

ich erwache

es ist kühler geworden

nacht

merkwürdig

liege ja noch immer im pool

da überquert denselben

ein altes hutzelweiblein

mit knorrigem stock

geht

in blaues

unwirkliches licht getaucht

durch nebelfetzen treibender schwaden

meinem auge zuweilen verborgen

einfach über die wasseroberfläche

um einen brief

in die pillarbox zu werfen

wendet sich

schreitet zurück

und verschwindet weit rechts

im dunst

einer mächtig sich erstreckenden graslandschaft

die von harsch und raureif leicht entfremdet

ich schaue um mich

auf mich herab

gefroren hat es heunt

da zieht mir die kälte

voll ins bewusstsein

ich erhebe mich

der ich doch eingefroren war

ohne schwierigkeiten

mich umzuziehn

am hinteren ende der anlage

so ne art pausenhalle

dunkel ists darin

warm und heimelig

während ich mich umkleide

höre ich stimmengewirr

wahrscheinlich eine übertragung

aus dem bundestag

da flammt das licht auf

ombo und kaman strahlen mich an

wie zwei ungläubige thomasbirnen

21018

selten eine bisher fand ich

die mir so viel abverlangte

als im wilden rausch sie wand sich

schier ich um mein leben bangte

fast im süßen strom ertrank ich

der sich um mein liebstes rankte

21019

in seinem jeep saß der junge

bubblegumkauende amerikanische soldat

der babyfaceblonde sommersprossige

als sich auf gewundener straße

ihm das schildkrötartiggepanzerte fahrzeug

der kleinen anschleichgruppe näherte

da es gradaus fuhr

der weg aber hin und her sich schlängelte

stürzte es in die schlucht

die frühstückskrümel vom teller purzelnd

magische gewalten ordneten zerstörte strukturen

dem stupsnasigen gegenüber erstand geballter geist

wohl hatte er angst

doch setzte er dann den fuß

auf des andern geschlecht

du kannst mich nicht töten

ich bin stärker als du

und später dann im treppenhaus

ha

verwandle dich in deine richtige gestalt

und während der unheimliche noch

sich verformend durch die luft flog

ha

und nun die letzte verwandlung

zerfalle zu staub

der schwarze hinter der glaswand ward blass

zuckte die schultern und ging

was aber wurde aus den beiden mädchen

21020

21102

dunkel draußen

trübe lampe

s bellen hunde in der ferne

bist nicht weit

nicht nah genug

doch packt dich der übermut

einen stein ans fenster werfen

wenn nun einer kommt und schreit

träumende käuzchen

eiserne lunge

grauenvolles stöhnen jemand

bohrt die klinge in den leib

röcheln tote

schlauch defekt der wasserpumpe

sollte es gespenster geben

ein asthmatisch altes weib

fürchtest dich vor ungewissem

schaff doch klarheit

sieh die leiter

wo denn zeig

dort in dunklem blumenbeete

stell sie auf ich halte unten

sieh doch selber

sei nicht feig

21104

quatsch heißt es

wenn man durchs watt geht

wat geht man durch quatsch

21107

die pferde haben alle grüne köpfe

21108

liebe ist was trotzdem schmeckt

21109

hört ihr menschen

im sturm die glocken

sie rufen zum kampf

uns die wir noch hocken

unerschrocken

zu verlocken

uns zu schlägen

hart und trocken

21110

wie man sich bettet so lügt man

21111

bin wie ein schwankendes rohr

21113

klirrend vor frost

im gierigen griff

schutzlos preisgegeben

unermüdlichem fleiß

der großen schleifmaschine

der stein im flussbett

das gesehen hat

seit langen jahren

wasser nur

in form des eises

und doch trägt auch er

spuren von leben

lächerliche bastion

verlorenes häufchen

die stellung haltend

im stummen ringen

nach wärme und licht

begierig zu saugen

den abfall

des glanzes

der herrlichkeit

des strahlenden feuers

kaum geahnt

weit über treibenden wolken

in grau gehüllt

die flechte des nordens

stark nur gemeinsam

das fünkchen bewahrt

im eiweiß verborgen

nur dumpfes sehnen

und nimmer wird müde

zu wehen der wind

21114

wenn die lange schlange der nacht

eilfertig in watte die hauer vergräbt

das wesen der liebe auf einmal erwacht

in süßer erwartung mein herze mir bebt

wenn glücklich in liedern den helden wir preisen

der morgens noch nie aus dem bett sich gestemmt

dann fühl ich mich eins mit den narren und weisen

die stets sich am abend die haare gekämmt

21116

schärfe mein lieb

metalliglich schwingt

und harsch in deiner stimme

21117

summende fliegen im glase

knack stoßen sie ihre köpfe

der weltgeist lächelt

die geschichte schreitet voran

und während die macher

blutbefleckt

zähnefletschend

sich ihre hände reiben

der riese ohnmächtig

darniederliegt

summen im glase die fliegen

eingemacht

wie marmelade

21118

ein geschichtsbild will ich malen

herrlich wird es sich erheben

dunkelheit in licht verwandeln

uns beschreiben menschenstreben

21120

viele stile

drehen sich

im wirbel

der gezeiten

viele preisgegeben

wer zieht den stöpsel