Frau zur FAU

Wie kommt die FRAU zur FAU?

Frauen müssen in dieser, wie auch in allen anderen HERRschenden Staatsformen immer noch an zwei Fronten kämpfen. D.h., sie müssen die (nicht nur verbale) Gleichberechtigung zum Mann erreichen, und mit diesem zusammen den Klassenkampf führen.

Gleichberechtigung bedeutet für uns nicht eine Unterwerfung oder Anerkennung dieses patriarchalischen Systems, deren Normen und Grundsätze seit hunderten von Jahren nur männlich ausgerichtet sind. Im männlich-kapitalistischen Denken gilt die Frau und die von ihr geleistete Arbeit als nicht produktiv und mehrwertsteigernd, stellt also keinen Machtfaktor dar. Diese Wertmaßstäbe sind verantwortlich für Ignoranz und Abwertung der von Frauen geleisteten 2/3 aller gesellschaftlichen Arbeit (die gesamte Kindererziehung und Hausarbeit und 1/3 in der Produktlon, meist soziale Berufe und Dienstleistungen).

Dieses Männer-Frauen-Verhältnis setzt sich bis zur Beziehung von einem Mann zu einer Frau fort, die ebenso von Abhängigkeit, Unterdrückung und Gewalt geprägt ist.

Dies abschaffen zu wollen kann nur bedeuten, in Zusammenarbeit mit Frauen die Situation zu analysieren, Veränderungen im persönlichen Bereich zu erzielen und gestärkt in gesellschaftliche Kämpfe einzugreifen, um jede Form von Macht, Ausbeutung und Unfreiheit zu beseitigen. Emanzipation heißt für uns Herrschaftsfreiheit!

Gerade Frauen werden von Kapitalisten als Spielball mißbraucht. ln Flaute-Zeiten wird die Heim-und-Herd-Ideologie propagiert, bei Hochkonjunktur ist sie als billige (da unqualifizierte) Arbeitskraft beliebt. Frauen wurden zu Spaltung bei Arbeitskämpfen benutzt, indem ihre Forderung nach Arbeit (aus ökonomischer Notwendigkeit) der der männlichen Arbeiterbewegung gegenübergestellt wurde. Sie sollten in den Rüstungsfabriken auch für deren tödliche Kugeln schuften. lm Faschismus wurden sie zu Gebärmaschinen degradiert und mit dem Mutterkreuz dekoriert. Sie müssen heute um gleichberechtigte Berufsausbildung und ihrer Qualifikation entsprechende Jobs kämpfen, müssen als Witwen mit 2/3 Renten auskommen, sich als ledige Mutter Schikanen der Behörden gefallen lassen usw,usw. In Schule und Familie wird die alte geschlechtsspezifische Erziehung weitervermittelt, Vergewaltigung gilt als Kavaliersdelikt und wird vor Gericht entsprechend behandelt, Frauen, die sich wehren, werden kriminalisiert oder psychiatrisiert.

Ganz besonders am §218 wird deutlich, worin Frauen ihre Bestimmung und ihre Grenzen sehen sollen. Juristische Verfolgung, gesellschaftliche Diskriminierung, Psycho-Terror auf dem Instanzenweg und das schlechte Gewissen nach vielen Jahren Erziehung zur Frau und Mutter, all diese Aspekte zwingen Frauen heute noch zu teuren Kurpfuschern oder zum Gebären unerwünschter Kinder. Um die kümmert sich der Staat dann einen Dreck. Massenkrippen, mörderischer Verkehr durch Wohngebiete, zunehmende Umweltvergiftung, kein Wohnraum ... diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Abtreibungen geschehen nicht aus Verantwortungslosigkeit sondern aus Verantwortung den Kindern gegenüber.

Die Frau als Hausfrau steht ganz unten im sozialen Ansehen. Persönlich isoliert, wird ihre Arbeit weder anerkannt noch materiell entlohnt. Somit ist sie machtlos, hat keine Durchsetzungsmöglichkeiten (z.B. Streiks) für ihre Forderungen und keine finanzielle Unabhängigkeit. Die Forderung nach Lohn für Hausarbeit, gegen die angebliche "Wertlosigkeit" ihrer Arbeit, beinhaltet mehr als den finanziellen Faktor. Sie wendet sich gegen die Ausbeutung der Frauen, gegen ihre Rolle als Besitz des verdiendenden Familienvaters, gegen die Unmöglichkeit, eigene Entscheidungen treffen zu können (z. B. Anschaffungen, Freizeit, bis zur Frage der Trennung). Wenn eine Frau allerdings selber zur Ausbeuterin wird (in der Politik oder in der Produktion), dann werden wir auch sie bekämpfen!

Die Geschichte der Frauen wird uns bewußt verschwiegen. Die großen Kulturen im Matriarchat, bedeutende Königinnen und Heerführerinnen, politische Erfolge der Suffragetten und Frauen im Widerstand werden genausowenig gelehrt, wie die Namen von Anarchistinnen (Wera Figner) oder von revolutionären Frauenorganisationen (Mujeres libres).

All diese Mechanismen der Frauenunterdrückung (und noch viel, viel mehr) zu verändern, haben sich Frauen in Gruppen, Zentren etc. zunammengeschlossen. Sie schaffen Öffentlichkeit durch Läden und Stammtische, durch Zeitschriften und Filme genauso, wie durch direkte Aktionen gegen Porno-Läden, Vergewaltiger, brutale Ehemänner. Sie kämpfen mit in der Anti-AKW-Bewegung, bei Streiks und Hausbesetzungen.

Im Gegensatz zu der Auffassung, daß "nach der Revolution die Frauenfrage sich wohl automatisch lösen würde“, halten wir es für notwendig, Frauen-Engagement hier und jetzt durch unsere Arbeit zu unterstützen. Wie wir gesehen haben, solange die politische Macht auch in sozialistischen Staaten in Händen von Männern liegt, ändert sich auch dort nichts Entscheidendes für die Frauen. Die Doppelbelastung von Beruf und Haushalt bleibt genauso bestehen, wie die Schwerpunkte Kinder und Familie. Wir lassen uns nicht spalten in einen Hauptwiderspruch (Kapitalismus) und einen Nebenwiderspruch (Frauenfrage)!

Für unsere Praxis heißt das, bei Frauenstammtischen direkt an der Basis zu diskutieren; in Beratungs-, Info- und Selbsthilfegruppen mitzumachen; militante Aktionen gegen Sex-Shops, Frauenärzte, Unternehmer, Bauzäune, Polizei und Justiz mit vorzubereiten und durchzuführen. Gerade bei letzteren liegt unsere Stärke in unserer Bereitschaft, zur Durchsetzung unserer Forderungen auch illegal zu handeln. Wir haben gelernt, daß wir freiwillig von diesem Staat keine Veränderungen zu erwarten haben.

Ein Schwerpunkt muß die Knast-Arbeit mit Frauen sein. Das Drogen-"Problem" dient doch z. B. nur dazu, Frauen unter den unmenschlichsten Bedingungen verstärkt willenlos und abhängig zu halten. Genossinnen, die wegen politisch motivierter Aktionen kriminalisiert und verurteilt wurden, unterliegen im Knast ganz besonders brutalen Schikanen (Prügeleien, Vergewaltigung); andererseits soll der Öffentlichkeit vorgemacht werden, daß die politische Identität dieser Frauen doch nur einem kranken Hirn entspringen könne. Krankhafter Ehrgeiz, sich zu emanzlpieren, stünde hinter solchen "Taten". Mit solchen Aussagen soll die ganze Frauenbewegung diskriminiert werden, soll der Distanzierungskeil zwischen militante und nicht-militante Frauen geschoben werden. Hier muß ganz entschieden gegengearbeitet und -mobilisiert werden!

Als Genossinnen in der libertären Bewegung ist es unsere Aufgabe, jede Form von Unterdrückung aufzuzeigen und anzugreifen. Der Kampf um Gleichberechtigung der Frauen muß von uns geführt werden; von den Genossen erwarten wir engagierte Solidarität. Frauen in politischen Organisationen sind nicht länger ausgleichender und ruhiger Faktor, sie dienen den Genossen nicht mehr als Schreibkräfte oder zu deren häuslicher Erholung! Wir werden radikal den Weg zu unserem Ziel – Freiheit und Glück - gehen, und wir wollen und werden es erreichen!