Gebośu Bopst, 1919-1944 Taumantia, Begegnung 11. November 1919
Im Jahre 1919 hatte eine gewisse Gebośu Bopst eine Begegnung, die sie nicht zweifeln lassen konnte, dass eine Göttin sie berührt, ja, sich gewissermaßen in sie hinein ergossen und sie ganz erfüllt hatte. Dies nun aber überhaupt nicht in einem irgendwie sexuellen Sinne, lesbisch war sie ganz sicher nicht. Dabei war ihr natürlich klar, dass der Bericht des Yanando über seine Begegnung mit der Aracan von sexuellen Anspielungen nur so troff. Hierzu gab es seit Jahrhunderten folkloristisches Brauchtum übergenug, das zu den kalendarisch vorgesehenen Zeiträumen in Weihespielen kulminierte, die oft sogenannte heilige Hochzeiten simulierten. Immer ziemlich genau nach Ablauf von drei Jahreszeiten, also 266 Tagen, häuften sich danach die Geburten. Sie selbst war ein solches geheiligtes Kind und ihre Mutter hatte ihr die Frage nach dem Erzeugergott stets nur mit einem versonnenen Lächeln beantwortet.
Wie dem auch sei. Gebośu war in einem emoramischen Dorf aufgewachsen. Die Menschen lebten hier seit alters vom Fischfang und waren den Bräuchen noch immer verhaftet. Trotzdem hatte sie den Absprung geschafft, hatte zuerst diverse weiterführende Schulen besucht und es schließlich zu einem Abschluss an einer renommierten Kunstakademie gebracht. Ihre Objekte und Skulpturen waren gefragt und sicherten ihren Lebensunterhalt. Die göttliche Begegnung ereilte sie während eines Besuchsaufenthalts direkt an der geliebten heimatlichen Steilküste. Es war Nacht und sie hatte einen Spaziergang unter dem Sternenzelt unternommen.
Ihr widerfuhr das singuläre Erlebnis im Alter von 89 Jahren und weil sich die mit ihr Verwobene als Botin offenbarte, zweifelte sie nicht, dass die Göttin ihrer Verheißung die Aisdaran sein musste. Dies schien auch der Athene und den Hekaten I-III plausibel, die sie daraufhin zur HP der Aisdaran erhoben und ihr das baat verliehen. Als Emoramerin nahm sie folgerichtig den Titel Taumantia an. Sie glaubte sich damit wohltuend von gewissen im Rang erhöhten anderen Priesterinnen abzuheben, die ihre Wurzeln verleugneten. Sie hatte nämlich missbilligend zur Kenntnis genommen, dass die zwei Jahre zuvor als erste emoramische HP überhaupt inthronisierte Ghodanvoq Gaboforaśan einen anguramischen Titel, den der Amphitrite, angenommen hatte.
Baneyi om Loram, 1921 Mercur, Offenbarung 7. Januar 1921
Viel ist von Baneyi om Loram zu berichten. Hier soll er aber erst einmal nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden, auch wenn seine Person nachfolgend inhaltlich bereits als Opponent erkennbar wird.
Woloq Hulka, 1923 Hermes, Offenbarung 29. Dezember 1923
Woloq Hulka war knapp 95 Jahre alt, als ihm im Jahre 1923 sein Alter Ego erschien, sich als Ecalan zu erkennen gab. Er wies ihm seinen Platz im Spektrum bipolarer Schwingungen und trug ihm auf, festen Grund unter den Füßen zu behalten. Seiner eigenen Gewissheit und der Fürsprache seines Antagonisten, dem bereits ein Jahr zuvor als zum HP desselben Gottes erhobenen Mercur, hatte Woloq zu verdanken, zum HP des Ecalan zu avancieren, wobei er den Titel Hermes annahm. Nach seiner Installation begann er beharrlich damit, auf die schmale Basis der Aisdaraner im Sinne seines Auftrags einzuwirken, um sie von ihren verschachtelten Vorstellungen abzubringen und systemsprengende freiere und weltoffene Gedankengänge in sie einzupflanzen. Dabei war ihm aber nicht nur die eigentlich zuständige HP keine Hilfe, sondern er musste auch erleben, dass ihm sein Amtsbruder von der emoramischen Fraktion immer mal wieder dazwischengrätschte. Obwohl der meist anderweitig beschäftigt war, kam es immer wieder vor, dass Mercur während einer Versammlung mit wenigen hingeworfenen Worten eine von ihm mühsam geknüpfte Argumentationskette sprengte. Hermes erfuhr so hautnah, was Dialektik sei.
Interregnum 26. August 1944 – 14. Mai 1952
Über die schmähliche Flucht der Taumantia aus der Verantwortung gegenüber der Aisdaran und ihren späteren Weg, der sie erst dazu brachte, selbst einen anguramischen Titel zu führen, den der Eos II statt der ja leicht möglich gewesenen Aurora, und sodann ausgerechnet bei der Kollegin unterzukommen, die sie zuvor kritisiert hatte, ist andernorts schon berichtet worden.
Wenige Versprengte waren zurückgeblieben, einen Teil hatte sie in der kurzen Phase bei den Olharcanerinnen abgestreift, weitere waren ihr bis zu den Aswiranern nachgefolgt, ein restlicher desolater Haufen war zurückgeblieben.
Wofür steht die Aisdaran überhaupt und was ist eigentlich Kommunikation. Als etwas, das jede und jeder jederzeit betreibt, ist es nicht hervorgehoben und weil es immer mindestens zwei Partner bedingt, ist es auch nicht etwas Zentrales, an das sich andocken ließe; zwar unentbehrlich aber als bloße connection nicht eben wertgeschätzt, der Transmissionsriemen, nicht der Motor. Andererseits heißt es ja, wer schreibt der bleibt, und eine Form der Kommunikation ist die mit der Zukunft. Was ich heute aufschreibe wird vielleicht in 100 Jahren aufgegriffen und dann zu einer mächtigen Waffe umgeformt. Denken wir bloß an Kalle Marx und was aus seinen Gesellschaftsanalysen alles gemacht wurde. Und es heißt auch, dass der Sieger die Geschichte schreibt.
Will man also als ein kleiner Haufen nicht in größeren Zusammenhängen aufgehen, so richte man ein Archiv ein. Sagten sich die Rest-Aisdaraner und taten so. Und da sie in der Neuzeit lebten, Okhogondos längst angeschlossen war an galaxisweite Datenbänke, für die bloß die allermeisten Okhogonder die entsprechenden Schlüssel noch nicht hatten, machten sich die ehemaligen Gefolgsleute der ehemaligen Taumantia zu Hütern des Wissens und bauten für ihr Mitbürger etwas auf, das wir vielleicht Wikipedia nennen würden.
Da das galaktische Wissen keinen Aufschluss über die innerokhogondischen Verhältnisse zu liefern imstande war und umgekehrt auch die Khras sehr interessiert daran waren, von diesem noch recht frisch in den imperialen Verbund aufgenommen Planeten alles Wichtige und Unwichtige zu erfahren, saßen bald immer mehr informationsgeile Adepten an ihren Konsolen und sprachen, tippten und filmten auf Teufel komm raus und trugen so zum Anwachsen einer immer gewaltiger werdenden Wissenslawine bei, die Okhogondern wie Außenweltlern die Antwort auf alle Fragen verhieß.
Lenun Yorami, 1952 Iris
Und als treibende Kraft hierbei hatte sich eine junge Frau aus Menadoś, der den rezischen Kernlanden vorgelagerten Insel, hervorgetan, die im Jahre 1952 gerade 67 Jahre alt geworden war. Ihre Inauguration wurde von Hermes angestoßen, der sich auch nach dem Verschwinden der vormals zuständigen HP für die Aisdaraner weiter verantwortlich fühlte.
Das Wissenschaftsressort hatte er da schon vollständig dem Mercur überlassen.
Dass Lenun eine Begegnung mit einer Gottheit hatte, ist nicht überliefert, aber die für ihre Inthronisierung zuständigen Hekaten I bis V, sowie die noch immer singuläre Athene, hielten sich an die Maxime, an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen, und machten sie zur HP der Aisdaran, verliehen ihr das baat und gaben ihr den Titel Iris.
Voyonha Nomum, 1977 Hermes-Mercur
Während die Iris unverdrutzt mit ihrem Tun fortfuhr und Hermes sie dabei unterstütze, wurde im Jahre 1977 mit dem erst 70jährigen Voyonha Nomum ein weiteres Nerd-Wunderkind, nach dem Mercur, als Protegé eben desselben von der sich mehr und mehr als in Rangerhöhungsfragen bestimmenden aus Hekate VI und Athene II bestehenden Allianz zum weiteren HP des Ecalan bestimmt. Dieser glaubte weise zu handeln, weder sich als Mercur II noch Hermes II zu titulieren. Er machte es einer im Hause ⑤ aufgekommenen Gepflogenheit nach, sich einen gemischten Titel, zugleich mit Alleinstellungsmerkmal versehen, zu verpassen, nämlich Hermes-Mercur.
Hrosa Daneśin, 1991 Iris II, Khwadom Lanamo, 2012 Iris III
Als nüchtern und praktisch denkende Frau hatte ihrerseits die Iris keine Bedenken, im Jahre 1991 eine langjährige Mitstreiterin, Hrosa Daneśin zur Mit-HP unter dem Titel Iris II und in allerjüngster Zeit, im Jahre 2012 die zu diesem Zeitpunkt 65jährige Khwadom Lanamo als Iris III in eine Art Triumvirat aufzunehmen.
Dieser Weiberherrschaft steht mit den beiden Mercuren eine opponierende männlich dominierte Horde gegenüber, wobei die Geschlechtszugehörigkeit in beiden Lagern vermutlich eher zufallsbedingt und in Person des Hermes ja auch abgemildert ist.
Hintergrund der Kontroverse ist das immer noch schwelende Misstrauen den Khras als vermeintlichen Wohltätern gegenüber. Sich vorzustellen, dass die hochtechnologisch überlegenen Fremdlinge aus dem All überhaupt nichts gegen die vorgefundenen Zivilisationen im Schilde führen sollten, dass man sie weder aufessen, noch versklaven noch ihnen irgendwelche Ressourcen abspensten wollte, ging einfach nicht in jederfraus Kopf hinein. Wo kam ein solcher Altruismus her? Was war die verborgene Triebfeder. Und als einen Beleg für ihren Verdacht, dass es da doch etwas geben müsse, entdeckte die emoramische Männerfraktion in den Weiten des kosmischen Internets, dass es ihnen eben nicht möglich war, alles und jedes zu erfahren. Es gab Sperren, Sicherungen, verschlossene Türen, Geheimnisse.
Was immer da vor ihnen verborgen werden sollte, so konnte es doch nicht richtig sein, dass umgekehrt Okhogondos seine sämtlichen Geheimisse ungefiltert einer anonymen Supraorganisation frei Haus offenbarte, einem Konglomerat, das womöglich von Spezies dominiert wurde, die im Verborgenen an hinterlistigen Plänen zum Verderb Okhogondos‘ werkelten. Es gibt also eine starke Gruppe von Verschwörungstheoretikern innerhalb der Aisdaraner, die wohl alles wissen, nicht aber alles preisgeben möchten und deshalb im Konflikt mit der Mehrheitsauffassung liegen, gern möge jede und jeder alles und jedes in die Galaxie hinausposaunen.
Der Landwirtschaft blieben in den Jahren nach der Zeitenwende und der sich mehr und mehr durchsetzenden künstlichen Nahrungsmittelproduktion immer weniger Nischen für eine Existenz in den früher vertrauten Formen. Die große Transformation war über das Land hereingebrochen und den meisten blieb nur, sich mit der Unterstützung anderer Kongregationen, vornehmlich der Aracanerinnen, den neuen Aufgaben des Naturschutzes und der Landschaftspflege zuzuwenden.
Landwirtschaft war auf Okhogondos kleinräumig organsiert, es gab ein vielfältiges Genossenschaftswesen und kaum Großagrarier. So hatte sich die bäuerliche Bevölkerung samt den in landwirtschaftlichen Betrieben arbeitenden Menschen auch schon in den Zeiten der formal als einheitlich gedachten Universalreligion sehr unterschiedlich aufgestellt und hing verschiedenen Kulten an. Entsprechend war auch die Kirchenstruktur sehr fragmentiert und es gab nur wenige Zentralheiligtümer. Nur die Verehrung der Iratan war allgemein und viele ländliche Feste waren ihr gewidmet. Da kamen dann doch erhebliche Volksmengen an einigen größeren Orten zusammen und es ergaben sich Gelegenheiten zu demokratischer Willensbildung in Form zuvor verabredeter Delegiertentreffen. Das war die den Okhogondern geläufige Art des Parlamentarismus. Das lange Jahr hatte, abhängig von den regionalen klimatischen Bedingungen und diesen jeweils am besten entsprechenden Fruchtfolgen, sehr unterschiedliche Bebauungsformen und Erntezeiten mit sich gebracht, so dass globale Festzeiten auf landwirtschaftlicher Grundlage nicht existierten. Es gab aber immer irgendwo etwas zu feiern und Schaustellerinnungen hatten ihre festen Routen, die sie nomadengleich abarbeiteten. Sie stellten noch am ehesten den Austausch von Ideen zwischen den verschiedenen Regionen sicher und die meisten Mitglieder des iratanischen Klerus‘ entstammten ihren Reihen. Keine der in den Jahren 1919 bis 1966 auf Versammlungen der Gläubigen zu HP/OP gekürten Iratanierinnen berief sich auf irgendwelche göttliche Intervention und es erhielt und verlangte auch keine das baat. Keine von ihnen gelangte zu länderübergreifender oder gar kontinentweiter Bedeutung und so vermochten sie auch nicht, mit den Khrassiten auf Augenhöhe zu verhandeln. Dafür waren sie alle auf die Hilfestellung der großen HP, insbesondere der Artemis, der Leto und des Apoll angewiesen. Obwohl es also über die vielen kleinen HP/OP nur wenig zu sagen gibt, will ich sie nachfolgend auflisten – leidige Chronistenpflicht!
Giqona Dyeq, 1919 Ceres
Giqona Dyeq wird im Jahre 1919 mit knapp 83 HP der Iratan als Ceres.
Worangan Zynhaa, 1931 Ceres II
Worangan Zynhaa wird im Jahre 1931 mit 77 HP der Iratan als Ceres II.
Lhou Nhohaśamak,1934 Demeter-Ceres
Lhou Nhohaśamak wird im Jahre 1934 mit 79 HP der Iratan als Demeter-Ceres.
Horoma Zhurazonha, 1935 Ceres III
Horoma Zhurazonha wird im Jahre 1935 mit 123 HP der Iratan als Ceres III.
Wonu Yomun-Zafan, 1937 Ceres IV
Wonu Yomun-Zafan wird im Jahre 1937 mit 111 HP der Iratan als Ceres IV.
Lonua Lilanha, 1939 Sif
Honal orame Dônoś, hier der chronologischen Vollständigkeit halber eingeschoben, wird 1951 mit 98 HP des Unfalan als Hephaistos.
Mhouźadom Alwo, 1957 Demeter-Ceres II
Mhouźadom Alwo wird im Jahre 1957 mit 93 HP der Iratan als Demeter-Ceres II.
Rolan Fema, 1962 Hephaistos II
Rolan Fema wird im Jahre 1962 mit 90 HP des Unfalan als Hephaistos II.
Yezeruq Źonka, 1966 Hephaistos III
Yezeruq Źonka wird im Jahre 1966 mit 78 HP des Unfalan als Hephaistos III.
So stand die Sache der Iratanier im Jahre 1975 mehr schlecht als recht, man strampelte sich halt ab und versuchte, der Lage das Beste abzugewinnen, als die große Lüge platzte. Oder, Lüge ist vielleicht ein schlechter Ausdruck, als ruchbar wurde, dass die ganze Zeit, genauer gesagt seit dem Jahr 1924 eine mächtige Anführerin mit göttlichem Auftrag sich der Gemeinschaft hätte annehmen sollen, eine große HP, die das Zeug hatte, ihr auf ihrem schweren und langen Weg tatkräftig zur Seite zu stehen. Eine Führungspersönlichkeit hohen Grades, die die Elevinnen der Iratan all die Jahre schmerzlich vermisst hatten. Und das Schlimme war, sie kannten diese große HP und viele der einfachen Gläubigen waren sogar ihre Anhänger gewesen, aber diese schwesterlich-mütterliche Trösterin, sie hatte ihnen verschwiegen, dass die große Erdmutter ihre Adepten nicht vergessen hatte und ihnen helfen wollte. Das Trauma saß tief.
Lonua Gabohain-Ghumoram, 1975 Demeter III
Davon, wer Lonua Gabohain-Ghumoram, später im informell-iratanistischen Kontext als Lonua die Große zubenamst (in Unterscheidung zum bürgerlichen Vornamen der OP Sif als der kleinen Lonua) war und warum sie 50 Jahre unter falscher Flagge segelte, soll das Kapitel zum Haus ⑫ Auskunft geben. Hier nur kurz die Erklärung der eigenartigen Nummerierung. Als präsumtive Chefin des Bauernbundes wäre es naheliegend gewesen, sich als erste Demeter darzustellen. Der Titel war ja auch tatsächlich in seiner reinen Form noch nicht in Anspruch genommen. Aber vermöge tief empfundener Reue und aus Respekt den beiden Vorgängerinnen gegenüber, die ihn bereits in ihre Titulatur inkorporiert hatten, stellte sich die neue Leiterin ihres Ordens demütig hinten an, allerdings ohne den emoramischen Bestandteil für sich zu reklamieren.
Mit ihrer Heimkehr in den Schoß der großen Mutter und Erfüllung des erhaltenen Auftrags rückte Demeter III nahtlos auf den ersten Platz des iratanischen Hauses. Sie nahm enge Fühlung zu den Vertreterinnen der Regionen einerseits und den geduldigen HP der Aracan und der Yklanhan auf und ist seitdem eine der wertgeschätzten Gesprächs- und Verhandlungspartnerinnen des khrassitischen Imperiums, zugleich natürlich mit Hekate VI und Athene II.
Bleibt noch nachzutragen, dass die fortbestehende Buntscheckigkeit des vom Fortbestand bzw. der Umwandlung von Land- und Forstwirtschaft direkt betroffenen Gläubigen es nützlich scheinen ließ, zwei weitere Erhebungen in den HP-Stand vorzunehmen.
Zonamema Ebikem, 1982 Demeter IV
Zonamema Ebikem wird im Jahre 1982 mit 81 HP der Iratan als Demeter IV.
Nim Befen Noma,2000 Demeter V
Nim Befen Noma wird im Jahre 2000 mit 89 HP der Iratan als Demeter V.
Zungana Akhhaen, 1921 Leto
Zungana Akhhaen war im lockeren Verbund der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, der gemeinnützigen Handanleger und Allzeitbereitschaftsdienstler, der Katastrophenschützer und Waldbrandaustreter, tatsächlich von ganz unten gestartet. Sie schlug sich schon als Jugendliche wacker mit dem technischen Equipment der Feuerwehr ihrer Heimatgemeinde herum, der freiwilligen. Sie zeigte Enthusiasmus und unbedingte Einsatzbereitschaft sowie, neben Disziplin und erstaunlicher körperlicher Zähigkeit, bald schon enormes Organisationstalent. Das bewegte ihre Mitstreiterinnen und -streiter, sie als ihre Vertreterin zu immer zentraleren Räten zu delegieren, bis sie im Jahre 1921 ganz oben angekommen war. Ohne jemals eine göttliche Offenbarung gehabt zu haben, war es klar, dass sie zur Führung des Gesamtverbandes berufen war. Ihre Weihung zur HP der Yklanhan, Verleihung des baat und des Titels einer Leto war da reine Formsache.
Hätte ich mich für die Titelübersetzung auf die irdische Mythologie insgesamt eingelassen und mich nicht in eurozentrischer Beschränkung auf das Abendland fokussiert, so wäre die hawaiianische Pele sicher der bessere Hinweis auf die Vulkangöttin gewesen, als es Leto ist, von der außer Schönheit und lockigem Haar den einschlägigen Werken nur wenig zu entnehmen ist. Zu solcher Art Systemsprengerei neige ich indessen nicht.
Leto arbeitete natürlich eng mit den Gemeinschaften der Ilsarpaner, Olharcaner und Aiparaner zusammen, aber auch mit den Aracanern und Aswiranern, mit letzteren vor allem, wenn es um Seenotrettung ging. Wichtiger noch war die Nutzung aller Kontakte zu den Invasoren bzw. Weltbeglückern oder einfach gesagt, den Abgesandten des galaktischen Imperiums der Khras.
Honal orame Dônoś, 1951 Hephaistos
Honal orame Dônoś war Tüftler und Bastler, konnte gut mit Werkstoffen aller Art umgehen, Sachen reparieren und liebte mechanisches Spielzeug aller Art. Ein besonderes Faible hatte er für die Maßanfertigung von Dingen um sie besser zu machen, als sie nach der ursprünglichen Produktion gewesen waren. Das schloss auch khrassitische Artefakte ein und es war ein wenig unheimlich, im dabei zuzuschauen, wie er eine sogenannte Kochkiste, hier nicht das medizinische Gerät, sondern der 3D-Drucker zur portionsweisen Fertiggerichtherstellung, auf einer mechanischen Werkbank einklemmte, ihr mit Spezialwerkzeug zu Leibe rückte und dann irgendwelche Platinen herauspulte und sie unter seinem selbst entwickelten Rasterelektronenmikroskop soweit manipulierte, dass ein kleines Programm zum Laufen gebracht werden konnte, das in Zusammenarbeit mit seinem Schulfreund Baneyi om Loram entstanden war. Im Endeffekt erlaubte die Manipulation, mit der Kiste Dinge anzustellen, die die Herstellerfirma nicht vorgesehen hatte. Das Verhältnis der Kumpel änderte sich auch nicht, als Baneyi im Jahre 1921 zum HP des Ecalan berufen wurde und den Titel Mercur annahm. Da waren die beiden 67 Jahre alt.
Lavaseeabenteuer, 24.12.1950 – 23.1.1951
Für Honal dauerte es mit der Berufung in dasselbe Amt 30 Jahre länger. Es hatte ihn aber auch nie danach verlangt. Die oberste Lebensretterin des Planeten, Leto, hatte Ende 1950 einen Zauberer benötigt, der es fertigbringen würde, eine Gruppe von Höhlenforschern, die während eines eruptiven Räusperns ihres Untersuchungsgegenstands, eines eigentlich inaktiven Vulkans, unter einem Lavasee eingeschlossen waren, aus dieser misslichen Lage zu befreien. Wieder eine Geschichte die nur kurz angerissen werden soll. Da waren also die Eingeschlossenen, die sich mittels khrassitischer Kommunikationstechnik auch durch die sie umgebenden Gesteinsschichten ausreichend bemerkbar machen konnten, da war Mercur, den die Leto um Hilfe gebeten hatte und der von den demiurgischen Fähigkeiten Honals die denkbar beste Meinung hatte und da waren verschiedene khrassitische Hilfsmittel und Materialien, einerseits ein kleines U-Boot, das aber nicht wirklich hitzebeständig war, dann jede Menge einer hitzebeständigen Folie, die aber nicht isolierte und schließlich allermodernste Raumanzüge, die eben für den Raum gedacht waren, nicht aber für Lavaseen.
Nachdem alles gut gegangen und die Forschergruppe gerettet war, woraus sich auch noch eine zarte Liebesromanze ganz langsam anspann, nämlich zwischen einer der Geretteten, Hisola Heva, damals 45 und unserem wackeren Tüftler, auf die ich im nächsten Abschnitt noch zurückkommen werde, wenn es um das Haus ⑫ geht, wurde Honal orame Dônoś im Jahre 1951 mit 98 Jahren zum HP des Unfalan mit dem Titel eines Hephaistos samt baat und allem Drumherum, soll heißen, er fand sich auf einmal im Mittelpunkt einer eigenen kleinen Gemeinde und zugleich zwei Großverbänden zugehörig, den Yrhaniden und den Irataniern. Informell aber steckte Hephaistos weiter mit dem Mercur, neuerlich aber auch viel mit Apoll und Artemis zusammen.
Rolan Fema, 1962 Hephaistos II, Yezeruq Źonka, 1966 Hephaistos III
Und weil sich sein Aufgabengebiet immer weiter ausdehnte, sorgte er gemeinsam mit der Leto für Unterstützung, indem er im Jahre 62 Rolan Fema mit 22 zum HP des Unfalan als Hephaistos II und im Jahre 63 Yezeruq Źonka mit 19 zum HP des Unfalan als Hephaistos III erhob. Während der mit derartigen Vorhaben stets einhergehenden Verhandlungen lernte er zwei Athenen und sechs Hekaten kennen, was ihm einiges über die Führungsstruktur des Gesamtklerus vermittelte.
Traumhochzeit 26. März 1966
Die Leto aber hatte sich mit einem ihrem Verband formal nicht zugeordneten Mit-HP angefreundet, dem Apoll, mit dem sie nach Jahren liebevoller Verbundenheit und in Erwartung ihres ersten Kindes eine Ehe einging, die durch eine im Jahre 1966 begangene, überaus prunkvolle Hochzeit gekennzeichnet ist, welche fast die gesamte Einwohnerschaft des Planeten zu Zeugen hatte, dieweil live übertragen. Kein Zweifel, dass Leto seitdem auch für die Klatschpresse zu den ganz Großen gehört. Die seitdem in zahlreichen Veröffentlichungen kolportierten besonderen Begebenheiten, ihre unbestreitbaren Leistungen und Heldentaten hier meinerseits ein weiteres Mal zu belobhudeln, erscheint mir unangemessen. Ich schreibe ja keinen Nachruf.