Ecalan

11710

dünn windet durch schlick

ein schmaler pfad

wandeln gefährdet

schwankenden schritts

11711

nacht um bläuliches knistern

irrlicht über hügelketten

schwarze pfanne schwarz umsäumt

weg durch unbekanntes land

schleppend bewegt karawane sich hin

langsam im unbegrenzten begrenzt

vorbei an tönenden schluchten

löchern weichend steine stolpernd

auf dem wege die menschen

nebel zu seiten

zu häuptern bewölkt

blick frei nach vorne und hinten

auf anderer seite der berge

von strömen getrennt

und dampfenden wäldern

der pfanne entsprechend zipfelförmig

zwischen sonnendurchglühtem gestein

zerborstenen platten und säulenpracht

sturmgepeitschte sandige fläche

ein anderer pfad

darauf die menschen nicht sehen

anfang und ende ursprung und ziel

dunstverhangen auch links und rechts

doch klarer himmel freier blick

fernab über seen und meere

am anderen ende der welt

zerrissen geklüftete wildnis

ein kühles land im abendrot

auch hier kriechen gruppen von menschen

auf staubiger straße dahin

übertreten jedoch auch den wegesrand

verlieren sich in unendlichkeit

es bleibt als letztes ein träumerisch schweifen

hinüber hinauf in ein anderes land

wo fläche zum weg wird

und wege zur fläche

die menschen heiteren sinnes und frei

die richtung bestimmend lustvoll wandeln

durch schrankenlose weitsicht beglückt

und neuer sonne strahlenden schein

11801

hast du gesehen goldbeglänzte partikel von staub

flirrend zwischen den knorrigen stämmen des hochwaldes

kennst du das anwachsen jener gefühle

die ein tiefer atemzug in freier luft vermittelt

wenn flockiger schnee vom himmel tanzt

du bist dann im einklang mit dem was schön ist

du bist selber schön

setze dich auf einen bemoosten hügel

versuche die huschende eidechse zu erspähen

eile ihr nach im geiste und teile ihr geruhsames dasein

du bist ganz du und findest erfüllung in dir selbst

rieche den duft frisch geschnittenen grases

vervollständige dich im anderen

glückliches lachen erklingt vom heuboden

käse und rotwein und deine berückende nähe

reißen mich aus der einsamkeit

11802

verwaschene blautöne

flirren in kochender luft

brodelnde gase

in verwobenem tanze

der gelblichen schwefeldämpfe

ein kristallklarer see

gleich nebenan

tiefes aufatmen

ein schöner traum

der duft von flieder

und tausend

glitzernde tröpfchen

der schwall der geysire

auf grauem gestein

wie donnernde wasserfälle

11803

der blaue tag grüßt zitternd den jungen morgen

verschiebt blassrote wolkenbänke nach osten

streicht linder wind hold über das edle geschlecht

der trutzigen kiefern

fast vermeine ich süßer vogelkehlchen stimmen

zwitschern zu hören stille summendes gras

11804

kugelgelbe netzgewinde

fügen fröhlich sich zum reigen

und ein buntes angebinde

soll heut dein begleiter sein

senkt der abend sich zur neige

und der mond schickt silberschein

möcht gern deinen arm umfassen

holdes wesen ich bin dein

sieh nur dort des stromes rauschen

was das ganze land bedeckt

eng umschlungen lasst uns lauschen

halt dein lieb gesicht versteckt

hinterm vorhang lugt hervor

süßer formen fließgewand

und du kneifst mir dann ins ohr

lachst und löst dein blaues band

unstet muss ich nun entfleuchen

wohlig warmer klammerung

bringe ich dich dann nach hause

hebt sich schon die dämmerung

wenn verwelkt das blumgebinde

auf den hügeln liegt der schnee

ob ich sie wohl wiederfinde

dreht sich um und geht der mann

11805

blasse blaugeäderte durchscheinende hohle wachsblume

du bist so zart

ich nehme dich in die hand

und betrachte dich staunend

so schön bist du

ich seufze tief auf

und balle die hand zur faust

da quillt mir wachs zwischen den fingern

angeekelt schreie ich auf

ich schmeiße dich zu boden

trample auf dir umher

betrachte dich erneut

o wie hässlich

ja es ist schon wahr

alles ist leid

schönheit vergeht

und ich vergieße traurige tränen

11806

weg bezwungen

zeit vertan

zeit gewonnen

weg begann

weg gefunden

zeit verrann

zeit errungen

weg fängt an

11807

nimm dir was du denkst

tu es überschreiten

betrachte es von außen

genau von allen seiten

drücke mit dem daumen

eine mulde rein

drücke noch einmal

stelle dich hinein

11808

als der himmel geteilt wurde

und im aufgang neue menschen wunder wirkten

da bebte die erde

bis zum grunde

nacht ward und bunt die sonne

bäume entwurzelte großer sturm

und das meer brüllte laut

zerstört die häuser der menschen

als das grauen einzug hielt

11809

der vogel fällt

ein pfeil drang

ihm hurtig durchs gefieder

vom himmel her

die wolkenbank

besetzt er nun nie wieder

11810

luft und wasser

eis und schnee

licht und wärme

schwarzes loch

11811

wenn wolken ruckhaft rückwärts weichen

und sprunghaft vorwärts sich ergießen

gerät ins stottern wohl die zeit

wie schauer über rücken kriechen

11812

wenn sie erlischt die sonne

wasser der flüsse und seen

zu eis gefriert

tot die vögel vom himmel fallen

und gleich schnee die luft

weißes leichentuch herab sich senkt

licht in ewige dunkelheit

wärme in stillstand verwandelt sich hat

wollen auch wir

vergessen was war

11813

roter widerschein von feuer

ein kalter grauer klumpen

in der mitte des punktes

unendliche löcher

wenn du auch das letzte

absolute hinterfragst

als illusion erkennst

dann überwindest

und weitersteigst

ein umschwung naht

bist gott kannst menschlich glücklich sein

und trägst als keim in dir

die hoffnung

ein neues totum dir zu gründen

so lebe denn die rolle aus

bis ihre zeit beschritten ist

11814

schien nicht eben noch die sonne

auf diesen verunzierten platz

wo hunde gras

und menschen träume fressen

11815

flügel verleihen

will ich meinem geist

dass er sich schwinge

zur bläue des himmels

so auch mein körper

auf klippen zerschmettert

darniederliegt

von rauschenden wassern

gespült zu werden

an enden der welt

11816

in mir ist ein tiefer summton

zerfetzt in schrillem schnitt

einer großen satten fülle

eine tiefe leere

11817

verbünden im wasser

was immer sein möchte

vereinigtes sterben

im schrecklichen kreise

der hölzernen gipfel

sind fracht und hülle

ding wunderbares

der käfer hat schwingen

zwar nichts ist für immer

doch schreiten macht stark

kann finden nichts bessres

ist ruhlos nicht falsch

11818

als der himmel geteilt wurde

und im aufgang neue menschen wunder wirkten

da bebte die erde

bis zum grunde

nacht ward und bunt die sonne

bäume entwurzelte großer sturm

und das meer brüllte laut

zerstört die häuser der menschen

als das grauen einzug hielt

11819

auf brüllte das meer

voll panischer angst

in dunkler nacht

darein getaucht

die sterne nicht sah

verdeckten treibende wolken

weiß schäumte die brandung

es hob und senkte sich die welt

der tosenden wassermassen

11820

und war mir als könnte ich fliegen

anfänglich musste ich noch die beine anwinkeln

das steigen machte mir mühe

hindernissen auszuweichen war schwere arbeit

mit der zeit aber gings leichter

und als ich mich endlich

über die treibenden wolken erhob

da hatte ich alle ängste über bord geworfen

fühlte mich frei

lichtgebadet schwebte ich über der welt

und erst tief im süden fand mich die erde wieder

wohlig streckte ich mich in weiches gras

und bald ereilte mich der gott des erquickenden traums

11821

die oase

tiefer brunnen

voller wasser

aber salzig

ein trost ist sie dem wanderer

dessen auge seit wochen

nur sengende glut auf grellem weiß der wüste gesehen

die oase

anfänglich noch hoffnungsschimmer

nun aber unverkennbar

im näherkommen der brunnen

umstanden von büschen und blumen

ein blick

es glänzt herauf der spiegel des wassers in der sonne

labung verheißend

lasset uns schöpfen

kühles nass den durst zu löschen

die müden glieder zu erquicken

o wasser des brunnens

du spendest uns leben

leere wäre

wärest du nicht

die weite erfüllt nur

nacktes grauen

so mochten wohl früher schon jene gesprochen

deren weißes gebein

nun längst der flugsand gnädig verhüllte

denn das wasser ist salzig

trinkst du es

wirst du wahnsinnig

war ich denn blind

verdorrt sind längst doch baum und strauch

und stehen nun gleichsam zum hohne

künden von zeiten

da frisches grün

hier dem boden entstiegen

fliehet von hinnen

freunde

mag sein es gelingt

der tag kann kommen

da wir plantschen

im süßen näss

im hohen norden

so löse ich meine probleme

11822

ich bin ihr erbe und nutznießer

wenn auch diese art

universen für sich arbeiten

und sie mit ihrer erkenntnis sterben zu lassen

die meine nicht sein kann

doch vorbehaltlich sie leben zu lassen

scheints mir kein frevel

einige hundert sequenzen zu schaffen

um menschlicher bequemlichkeit willen

aus neugier und zu meinem vergnügen

11823

ich strecke glieder

zu den honigäpfeln auf beiden seiten

wärme im umherziehen meine füße

11824

und am ende aller fragen

ward die liebe siebzehn

11825

gerinnsel schlürfen nicht atmende wesen

der denkende wird nicht gerinnen

11826

wie kommt mir das

ich tauche in frieden

wo andere nur alltag spüren

11827

nach gambavok fahren

ein schritt vor die haustür

du stehst auf dem weg

11828

wer schneidet eigentlich die enden

der trauerweiden ab

dass sie nicht ins wasser hängen

11829

das leben ist merkwürdig

und von vielen grauen fäden durchzogen

11830

nur überlebt wer maulwurfsgleich

schächte ins feuer der erde treibt